Premiere im Osten Kanadas Die Eisabenteurer von Quebec.

Getrieben durch ihre Leidenschaft fürs Eis und unendliche Leeren, haben sich die französischen Bergführer Erwan Le Lann und Sam Beaugey in Quebec wieder gefunden, um eine Erstbesteigung zu wagen: Die Eröffnung eines, über eine Länge von mehr als 150 Meter, vollständig vereisten Wasserfalls und den „Abstieg“ mittels Base Jump!

Text und fotos : Guillaume Vallot

„Lauf Foxy, lauf“, François, der Musher, treibt seine Schlittenhunde an. Hinter dem Schneewirbel der Tiere gleitet der Schlitten durch die verschneite Landschaft. Mit der Öffnung der Schleusen des Staudamms von HydroQuébec in den Bergen, ist es für den nördlichen Nebenfluss des St. Lorenz Stroms, der flüssigen Lebensader des Landes, schwierig, zu gefrieren. In Sept-Iles, der am nächst gelegenen Stadt, sind die Inuit nicht glücklich über diesen Eingriff in die Natur. Die den Fluss umgebenden Bäume sind mit Eis und Schnee bedeckt und strahlen eine gespenstische Ruhe aus. In der Ferne reiben sich Eisplatten aneinander und reflektieren ein bleiches Licht auf dem dunklen Wasser des Flusses. Nach mehreren Stunden unterwegs, erreicht das Team endlich seinen lang herbei gesehnten Gral, einen 150 Meter langen, komplett vereisten, prachtvollen Wasserfall. Die beiden Eiskletterer haben schon den halben Planeten bereist, doch keiner hat bis zu diesem Zeitpunkt je ein solches Naturschauspiel gesehen. „Kann man dieses ‘Ding’ besteigen?“, fragt sich Mathieu Péloquin, ein Freund aus Quebec. Der Wasserfall stürzt senkrecht über einen gewaltigen Felsen aus Granit. Das Eis hat sich tief in den Felsen eingefressen und durchzieht auch die darunter liegenden Gesteinsschichten, wo es sich mit goldbraunen Felssplittern vermischt.

Erster Tag, ein Elefant im Porzellan Laden.
Am Fusse der Struktur findet die Seilschaft eine Nische zwischen dem Schnee und dem Eis. Dieses ideale Vestibül liefert dann auch gleich den Namen der Route: „Das Appartement“. Die Kletterer benötigen für die Hausbesichtigung zwei Tage, um vom Wohnzimmer über das Zwischengeschoss das Dach zu erreichen. Zwei Tage für den Aufstieg und nur gerade einmal fünf Sekunden für den Rückweg…
Es wird ausgelost, Erwan darf die erste Länge vorgeben. Der Eiskletterer bahnt sich unter höchster Konzentration einen Weg durch das vereiste Labyrinth. „Verrückt, das ist verrückt!!! », kann man seinen Schrei eineinhalb Stunden später und sechzig Meter weiter oben vernehmen, dem einzigen Platz für einen sicheren Halt. Darüber hinaus ist kein weiteres Seil mehr vorhanden, und so ist es schleunigst an der Zeit, dass der Elefant diese Länge beendet, ohne im Porzellan Laden für Bruch zu sorgen…Auf der zweiten Länge wird das Eis immer dünner und verschwindet schliesslich ganz. Nun muss eine Folge von schmalen Spalten überwunden werden. Genügen die Eisgeräte oder ist es angezeigt, auf andere Techniken zurück zu greifen? Sam führt Zwiegespräch mit der Felswand. Mit Hilfe von vier Bohrhaken erreicht er schliesslich in der Dämmerung einen sicheren Absatz.

Nützliche Informationen

Jahreszeit: Die beste Zeit für gefrorene Flüsschen ist der Monat Februar. Die Temperaturen können sehr tief sein: - 20°C im Mittel, manchmal bis zu - 52°C. Das Radio teilt die Temperaturen mit, bei welchen der Faktor Wind eingerechnet ist. Es ist eine trockene Kälte, die gut auszuhalten ist.
Fachbuch: „Guide des cascades de glace et voies mixtes du Québec“ herausgegeben von La Randonnée, verfasst von Stéphane Lapierre und Bernard Gagnon. Informationen und Versand in Europa durch : Erwan Le Lann (elelann@wanadoo.fr)
Film: „Québec Givré, ou les aventures des givrés“ auf DVD. Dokumentarfilm von 26 Minuten Länge. Erhältlich bei Studio WinWin (0033476255903) oder auf www.tvmountain.com.

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