Dem Alltag entfliehen in der Abgeschiedenheit des Val de Bagnes
Genuss im Pulverschnee

Die Abgeschiedenheit des Val de Bagnes und der Quatre Vallées bietet all jenen eine reichhaltige Palette an Freizeitvergnügen, welche die Bergwelt mit den Tourenskiern entdecken wollen…

Text und Fotos : François Perraudin

Das Freerider Skigebiet rund um Verbier zieht die sportlichsten Skifahrer auf allerhöchstem Niveau an, welche auf der Suche nach perfektem Pulverschnee und starken Eindrücken sind. Der Creblet, der Col des Mines und das Vallon d’Arby verwandeln sich ob des Ansturms alsbald in Buckelpisten. Die ersten Spuren in unmittelbarer Nähe zu den Skiliften verführen zu Abfahrten, die so manchen jede Vorsicht vergessen lässt. In Begleitung eines Bergführers kann man diesem Wahnsinn entfliehen, indem man Felle an die Tourenskier montiert und damit, unter Einhaltung der Vorsichtsmassnahmen, Gebiete kennen lernt, die weniger stark frequentiert sind. Dazu muss man nichts weiter tun, als frühmorgens aufzustehen und rund zwei Stunden zu marschieren, und schon präsentieren sich dem Tourengänger unberührte Hänge. Tortin, le Mont-Gelé und Mont-Fort decken innerhalb des Skigebiets von Verbier und den Quatre Vallées ein ausgedehntes und variantenreiches Gebiet ab, welches, aufgrund der wechselnden Schnee- und Meteo Bedingungen, spannende Erlebniswelten garantiert.
Auch wenn die Routen vorgespurt sind, so verlangen sie dennoch einen guten Orientierungssinn. Denn es gibt genauso viele falsche wie richtige Spuren, die je nachdem gefährlich bis ausserordentlich gefährlich sein können, da sie von waghalsigen Freeride Spezialisten gezogen worden sind, die sich nicht davor fürchteten, beeindruckende Sprünge über Felswände zu machen. Eine einige Stunden zuvor gelegte Spur kann aufgrund der einsetzenden Sonneneinstrahlung und unter dem Einfluss des Windes unsicher werden. Nicht zu vergessen auch plötzlich auftretender Nebel, der den Tourengänger verwirren und von der richtigen Route abbringen kann.
Vorsicht.
Es bleibt daher wichtig zu ermahnen, dass nichts über die Vorsicht geht, nicht einmal die Erfahrung: ohne diese sind auch DVA, Sonde, Schaufel, Airbag oder Avalung keine grosse Hilfe. Vorsorgliches Material oder nicht, eine Lawine kommt da runter, wo sie runter kommt und zu dem Zeitpunkt, wo sie kommen will und breitet einen Mantel aus Schnee über die Natur, der praktisch alles zum Verschwinden bringt. Für Anfänger heisst die allerwichtigste Vorsichtsmassnahme überhaupt, sich einen Bergführer zu nehmen oder mit einer Begleitperson mitzugehen, die über grosse Erfahrung in den Bergen verfügt. Das macht das Abenteuer dann auch wirklich zum Vergnügen. Man sollte nie zögern, von seinem Vorhaben abzusehen, wenn der Tag dafür nicht gut ist. Der Berg verschwindet nicht und die Schneedecke festigt sich auch wieder, vielleicht sogar noch mit einer neuen, verzaubernden Pulverschneedecke….mit ein bisschen Geduld wird Ihre Zufriedenheit am Ende zehnmal grösser sein!

Traumhaft in der Sonne gelegen, bieten die Hänge von la Marlénaz einen riesigen Freiraum. Zugleich ist es auch eine varientenreiche Gegend, welche zahlreiche Habitués regelmässig mit den Tourenskiern heimsuchen, ohne dabei all zu grosse Risiken einzugehen, wenn sie früh morgens aufbrechen. Aufgepasst: im Frühling wird der Schnee von den Mittagsstunden an schwer.

Nur 1Stunde 30 Minuten vom Gipfel der Bergbahnen von Bruson entfernt, bietet die Nordostseite der Tête de la Payanne fantastische Abfahrten in Richtung Bruson und führen durch einen engen Wald in der mittleren Partie der Abfahrt. In der Abgeschiedenheit des Haut Val de Bagnes kann man gegen Ende des Frühlings einige sehr steile Abfahrten machen, z.B. Mont Pleureur (3’703m) oder am Tournelon Blanc (3’700m): Hier ist der Aufstieg und die Abfahrten aber den versierten Skifahrern vorbehalten!

In den 80er Jahren konnte man das grosse Couloir des Mont-Gelé eröffnen und dann seine Spur vom Sessellift aus bewundern, um dann erneut schwungvolle „8“ in den Schnee zu ziehen, die unberührt blieben…zumindest bis am kommenden Morgen! Heutzutage muss man unberührte Hänge suchen, doch das Vergnügen bleibt das gleiche, wenn man seine Spuren durch die weisse Pracht zieht mit dem Blick auf die weiter unten gelegenen Attelas, den Sportort Verbier oder die Dents du Midi in der Ferne.

Nach starken Schneefällen, begleitet von Wind oder wenn der Schnee im Frühling zu hart wird, ist das Durchqueren der Südwand des Mont-Fort zu gefährlich, um die Couloirs der Ostseite zu erreichen. Man kann den Lac du Petit Mont-Fort jedoch von der sogenannten „Petit Face S“ her erreichen, die hinter dem Col de la Chaux (2’941m) endet, von hier fährt man auf der Piste des Col des Gentianes runter zu dessen Fuss. Diese Route verlängert den Marsch in Richtung Rosablanche um rund 1 Stunde 30 Minuten.

Vom Ausgangspunkt aus erreicht man den Gipfel der Rosablanche (3’330m) in zwei bis dreieinhalb Stunden. Im Hintergrund das Combins Massiv. Die Nordhänge des Grand Désert Gletschers in Richtung des Cleuson Staudammes bieten sicherere Abfahrten. Liebhaber der Haute Route wählen die kurze aber schöne Abfahrt zur Prafleuri Hütte. Die Abfahrt runter vom Vallon de Sovereu führt zu einem SW Gipfelhang, an welchem sich manchmal Schneeverfrachtungen verbergen.

Hinter dem Col de la Chaux ist die Region rund um den Lac du Petit Mont-Fort Ausgangspunkt zu zahlreichen Exkursionen im hinteren Teil des Haut Val de Bagnes mit den Combins als Höhepunkt. Von der Abfahrt Vallon de Louvie nach Fionnay wird abgeraten. Dieser Variante ist das Vallon de Sovereu vorzuziehen, dessen steiles Couloir am Ende oft durch Schneeanhäufungen abgeflacht ist…Bedingungen, die man auf der anderen Route nicht antrifft!

Die Osthänge des Mont-Fort und des Grand Désert Gletscher bieten ein ausgedehntes Skigebiet. Von links nach rechts findet man Hänge, die runter nach Allèves führen (Abfahrt nach Pralong im Val d’Hérens, von wo aus man zurückkehrt in die Quatre Vallées) sowie die traumhaften Nordhänge des Mont Calme, welche den Zugang zur Rosablanche verbergen, den Grand Combin im Hintergrund, den Col du Meitin, der in das riesige Gebiet des Grand Désert Gletschers einmündet und zahlreiche Varianten rückseitig des Mont-Fort. Ganz rechts liegen die lawinengefährdeten Nordosthänge der Arpette, welche tollkühne Skifahrer durchqueren, um vermeiden zu können, auf der rechten Seite am Lac de Cleuson vorbeilaufen zu müssen.

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